Pro Max e.V. – Auswertung “Bude ohne Betreuung” BoB

Pro Max e. V. feierte seinen 10. Geburtstag. Anlässlich dieses Jahrestages wurde eine Fachtagung durchgeführt.


Auswertungszeitraum: Januar 2003 bis 31. März 2007

 

Aufnahmen       2003    15 Jugendliche, davon Temp.-Schöneberg       11 Jugendliche

                        2004    14 Jugendliche, davon Temp.-Schöneberg       10 Jugendliche

                        2005    17 Jugendliche, davon Temp.-Schöneberg       7 Jugendliche

                        2006    16 Jugendliche, davon Temp.-Schöneberg       9 Jugendliche

     2007 bis 31.3.07    8 Jugendliche, davon Temp.-Schöneberg        5 Jugendliche

 

 

Insgesamt wurden bei BOB seit der Eröffnung im Dezember 1997 95 Jugendliche und junge Erwachsene betreut, davon 55 männlich und 40 weiblich. Ende 2002 erfolgte die Erweiterung von 4 auf 8 Plätze. Seit dieser Zeit können auch andere Jugendämter BOB belegen. BOB 2 in der Schererstraße musste aufgrund des Verkaufes des Grundstücks im Herbst 2006 aufgegeben werden. Es wurden stattdessen 4 Einzelwohnungen in der näheren Umgebung angemietet und ebenso wie die 4 Wohnungen von BOB 1 (Adolfstr. 21), durch die Senatsverwaltung genehmigt.

 

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Jugendlichen hat sich in den letzten vier Jahren von 185 Tagen im Jahr 2003 auf 113 Tage im Jahr 2006 erheblich verkürzt. Die größere Fluktuation der Jugendlichen führte zugleich zu einem höheren Leerstand, da aufgrund der intensiven Nutzung dieser kleinen Wohnungen nach jedem Auszug die „Bude“ jeweils 5-7 Tage renoviert werden muss, bis sie erneut vergeben werden kann. Allein dadurch entsteht ein jährlicher Leerstand von 105-130 Tage im Jahr.

 

Damit wird der Übergangscharakter dieses Angebots noch deutlicher. Der weitaus überwiegende Teil der Jugendlichen konnte nach BOB-Beendigung wieder in Regelangebote der Schwerpunktträger reintegriert werden. Volljährige wurden in eigene Wohnungen entlassen, ein weiterer Teil der Jugendlichen begab sich freiwillig in die notwendige therapeutische Behandlung (Entzug, Klinik), oft von den Sozialarbeitern des Projektes dorthin begleitet.

 

Entsprechend der Anwendung des 35 KJHG Intensive Sozialpädagogische Einzelbetreuung wurden bei BOB nur Jugendliche aufgenommen, bei denen mehrere Indikatoren wie z.B. Gewaltbereitschaft, Delinquenz, Sucht- bzw. Prostitutionserfahrung, Schul-Leistungs- bzw. Arbeitsverweigerung, Trebegang und insbesondere Scheitern anderer Hilfen vorlagen.

 

Die Aufnahmen bei BOB erfolgten aus folgenden Lebenssituationen:

Trebegang:       21,

aus stationären Einrichtungen (BEW, Heim, WG):        21,

aus Krisen- und Inobhutnahmeeinrichtungen (JND, Passage/Famino, Chance Nord, Nogat 7, Krise Konradshöhe):    10,

von den Eltern: 10,

Sonstige (JVA, Drogeneinrichtungen, TWG):   4.

 

Wie ersichtlich, erreicht das BOB-Konzept als sehr niedrigschwelliges Jugendhilfeangebot für obdachlose Jugendliche und junge Menschen, die sich in Krisensituationen befinden und die sich nicht an die Normen/Grenzen anderer Regelangebote der Jugendhilfe halten können/wollen, die Zielgruppe.

 

Die aufgenommenen Jugendlichen befanden sich in extrem krisenhaften Lebensumständen (kein Geld, keine Fahrkarte, ohne Unterkunft) und waren zugleich nicht gruppenfähig, was die vielen Aufnahmen aus Kriseneinrichtungen belegen.

 

Eine umgehende, kurzfristige Aufnahme der jungen Menschen ist daher insbesondere bei den Trebegängern, die sofort wieder „abtauchen“ von größter Wichtigkeit. Dem ist die Aufnahmesituation angepasst.

 

Die Trennung „verpflichtendes wöchentliches Gespräch im Amt mit Auszahlung der HzL“ sowie der freiwilligen zeitlich hochfrequenten Beratungsangebote vor Ort haben sich als unverzichtbare Bausteine des BOB-Konzepts erwiesen. Durch diese strikte Trennung wird der häufig mit den Betreuern ausgetragene Konflikt über die Finanzen minimiert. Dadurch, das die Ansprechpartner von Pro Max nicht an den Hilfekonferenzen teilnehmen, hat sich seitens der Jugendlichen ihnen gegenüber Vertrauen entwickelt, so dass sie ihnen auch „Geheimnisse und große Sorgen“ anvertrauen. Die Hilfekonferenzen werden seitens des Trägers von den beiden Koordinatoren wahrgenommen.

 

Konzeptionell hat sich BOB von der „Bude ohne Bedingungen“ (erster Arbeitstitel) jetzt „Bude ohne Betreuung“ hin zu einem Konzept entwickelt, das Elemente von beobachtender, aufsuchender und begleitender Betreuung nahtlos miteinander verbindet und die Jugendlichen entsprechend ihrer Bedürfnisse begleitet und ihnen zugleich Grenzen setzt.

 

Das BOB-Konzept hat in den letzten Jahren insbesondere vor dem Hintergrund der Diskussion bezüglich Unterbringung in geschlossenen Einrichtungen als Gegenentwurf zunehmend das Interesse der pädagogischen Öffentlichkeit gefunden, so dass neben zwei jährlichen Praktikanteninformationen ca. vier Informationsveranstaltungen für Studierende auswärtiger Hochschulen sowie Fachexkursionen, zuletzt sogar aus Frankreich, stattfanden.

 

Die inhaltlichen Aspekte des BOB-Konzeptes sind zwischenzeitlich mehrfach in den Medien (z.B. Eltern for Family, Tagesspiegel) wie vor allem in der Fachöffentlichkeit (HEZ, IGFH, Fachverband ev. Erziehungshilfen, Forum „Lernen vom Erfolg“ u.a.) dargestellt und positiv gewürdigt worden. Neben der von Prof. Schwabe durchgeführten Evaluation des Projektes ist BOB auch Gegenstand einer Diplomarbeit mit dem Titel „Wohin mit Pippi L.?“ pädagogische Hilfen für maßnahmeverweigernde Jugendliche in Berlin – das Projekt BOB.